
Uhrenbeweger – Ein sinnvolles Tool oder ein überflüssiges Spielzeug?
Stellen Sie sich vor, Sie fahren Ihr Auto in die Garage und legen einen Ziegelstein auf das Gaspedal, schliessen die Garage ab und gehen ins Haus. Blödsinn, sagen Sie? Stimmt – aber nicht selten erfahren zahlreiche Armbanduhren mit automatischem Aufzug genau dieses Schicksal und landen in einem Uhrenbeweger, der im Ziegelstein-Modus läuft.
Zunächst – was ist ein Uhrenbeweger?
Das auch Watch Winder genannte Gerät hält Automatikuhren in Bewegung und sorgt dafür, dass der Aufzugsrotor des Uhrwerks die Zugfeder spannt, auch wenn die Uhr eben nicht am Arm des Trägers ist. Im folgenden Beitrag wollen wir einen Blick auf die Vor- und Nachteile eines solchen Gerätes werfen.
1. Bequemlichkeit und Komfort
Der wohl grösste Vorteil eines Uhrenbewegers ist der Komfort. Wer mehrere Automatikuhren besitzt und diese regelmässig wechselt, kennt das Problem: Die nicht getragene Uhr bleibt stehen, und beim nächsten Tragen müssen Uhrzeit, Datum und eventuell weitere Komplikationen wie Mondphase oder weitere Kalenderanzeigen neu eingestellt werden. Ein Uhrenbeweger erspart diesen Aufwand, da die Uhr stets läuft und somit alle Anzeigen korrekt weiterschalten.
2. Werterhalt und Pflege
Einige Uhrwerke – allen voran solche mit einem ewigen Kalender, bei denen die händische Korrektur durch den Nutzer nicht möglich ist – profitieren von einem Uhrenbeweger. So wird verhindert, dass die Anzeigen aus dem Takt kommen und eine aufwendige Neueinstellung der Kalenderanzeigen beim Hersteller der Uhr nötig ist. Zudem hält ein Uhrenbeweger die Schmiermittel in der Uhr in Bewegung und verhindert beispielsweise, dass die Öle sich ungleichmässig im Uhrwerk verteilen. Ein Verharzen der Öle bei Stillstand gibt es heute nicht mehr, moderne Uhrenöle sind synthetisch und neigen vielmehr zum Verdunsten. Das ist unabhängig davon, ob die Uhr in Bewegung ist oder still steht.
3. Style und Ästhetik
Moderne Uhrenbeweger sind oft mehr als nur funktionale Geräte – sie sind auch elegante Aufbewahrungslösungen, in denen eine Uhrensammlung gezeigt werden kann. Das wissen viele Uhrenliebhaber zu schätzen und freuen sich daher an der optisch hochwertigen Präsentation ihrer Zeitmesser.
Nachteile von Uhrenbewegern
1. Mechanische Belastung
Wir erinnern uns an den Ziegelstein auf dem Gaspedal: Das tut dem Auto nicht gut. Bei der automatischen Uhr ist es ähnlich – jedes Uhrwerk hat zudem seine Eigenheiten. Die Unterschiede liegen in der Anzahl der Rotorumdrehungen, die zum Vollaufzug nötig sind, und ob der Rotor nur in eine Richtung (wie bspw. bei den Uhrwerken in unserer DBF002, der DBF008 und 007 oder einem ETA-Valjoux 7750) aufzieht, oder beidseitig wie unsere Bidynator-Werke in der DBF006 oder DBF009. Ein guter Uhrenbeweger sollte auf diese Parameter eingestellt werden können.
Warum ist das so kritisch? Eine automatische Armbanduhr nutzt eine Zugfeder, die im Federhaus bei Vollaufzug rutschen kann. So werden ein Bruch der Feder und Schäden am Automatikmodul des Uhrwerks vermieden.
Ist der Uhrenbeweger aber auf einen einfachen Standardmodus eingestellt mit beispielsweise 1.500 Umdrehungen am Tag, rutscht die Zugfeder permanent an der Wand des Federhauses entlang. Die dort genutzten Schmiermittel halten dieser Dauerbelastung nicht ewig stand – schnell bilden sich durch Abrieb Schäden am Federhaus. Deren Behebung kann teuer werden und bedeuten meist einen kompletten Ersatz des Federhauses.
2. Kostenfaktor
Hochwertige Uhrenbeweger sind nicht günstig. Preiswerte Geräte kennen meist nur wenige Modi, können also schnell Schäden für das Uhrwerk bedeuten. Wer über die Anschaffung eines solchen Gerätes nachdenkt, sollte sorgfältig abwägen, ob der geringe Vorteil beim Komfort die Kosten aufwiegt.
Ist es nur ein Gimmick – dann besser verzichten!
Wenn man seine Automatikuhren regelmässig trägt – und damit ist auch nur eine gelegentliche Nutzung alle paar Wochen gemeint – ist ein Uhrenbeweger häufig nicht notwendig. In solchen Fällen reicht es aus, die Uhr bei Bedarf ca. 20 bis 30 Umdrehungen mit der Hand aufzuziehen und schliessend Uhrzeit und Datum einzustellen.
Lediglich Besitzer einer grossen Komplikation mit ewigem oder einem Vollkalender haben durch die Nutzung eines Uhrenbewegers Vorteile. Dann ist der reibungslose Betrieb der mechanisch vorprogrammierten Kalenderanzeigen gewährleistet und eine kostenintensive Einstellung durch den Uhrenhersteller ist nicht nötig.